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Anonym
 

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WORTE
      (1993)

 

Andolin Eguzkitza

    (1953-2004)

 

Eguzkitza kam in einer nicht baskischsprachigen Familie und Gegend zur Welt, erlernte die baskische Sprache im Alter von 15 Jahren und «ohne irgendwelche Schwierigkeiten», wie er öffentlich erklärte, «denn es war mein Bewusstsein, das mich antrieb.» Aufgrund seiner Kenntnisse und seines richtungsweisenden Beispiels verkörperte Eguzkitza die Figur des  «euskaldun-berri», des «neuen Basken», der, obwohl das Euskara nicht seine Muttersprache ist,  diese Sprache erlernt und sie zur Sprache seines alltäglichen und kulturellen Lebens macht. Polyglott und Philologe, war er das jüngste Mitglied der Akademie der Baskischen Sprache. Auf literarischem Gebiet ist die Poesie seiner letzten Jahre hervorzuheben, die in gewisser Weise bekennende Züge aufweist. Eguzkitza hat Werke von Kavafis und Grass übersetzt. Er war Vorsitzender der Vereinigung Baskischer Schriftsteller und setzte sich intensiv für die Anerkennung des Schriftsteller-Status ein.

 

NEUJAHR

        Andolin Eguzkitza , 1998

 

 

Die Zeit der Illusionen ist vorbei,

verschwunden sind die Blumen,

die Blätter der Buchen und die Arbeiter,

die jede Nacht um halb zwölf

den Müll einsammeln.

 

Als ich durch die Gassen von Sieben Straßen lief,

verging mir das Verlangen,

von dem ich dachte, es sei Liebe,

die Körper, die ich begehrte,

kernig und vollendet wie rote Äpfel,

und zwischen Schmutz und Abfall

stolpere ich

verloren durch diese Straßen:

wie wenn der Wind durch den düstren Wald peitscht,

erschreckt mich das Rascheln der Blätter,

wie wenn aus heitrem Himmel Regen droht

suche ich verängstigt Schutz,

wie wenn Herz und Körper bluten,

weinend, einsam, wie von Sinnen.

 

Denn am Mittag hatte meine Mutter,

direkt

und ganz wie sie es ihre Art ist,

unvermittelt

gefragt,

wie es denn mit der Liebe stehe

und mit der Absicht zu heiraten,

und ich musste ihr mit einer Lüge antworten.

 

Denn sie sagte mir,

das Leben ist kurz und geht im Nu dahin,

die Strahlen der Sonne

verlöschen schnell und es versiegen

die Wasser des Flusses,

wenn die Jahre vergehen und sich die Wüste auftut.

 

Und ich habe mich betrunken

mit Kälte und Angst

zwischen Schmutz und Abfall,

während die Arbeiter, die den Müll einsammeln,

davongingen.

 

 

Übersetzung: Gabriele Schwab

Originalversion: URTATSA

 

© Andolin Eguzkitza    

© Übersetzung: Gabriele Schwab    

Jahrhundert
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